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Tim | 20 juil. 2016

Quidditch: So funktioniert die nichtmagische Version!

 

Uns steht die Quidditch-Weltmeisterschaft ins Haus und dieses Jahr sogar im eigenen Land! Während viele Harry Potter-Fans begeistert sind, dass der Sport aus der magischen Welt von J.K. Rowling nun auch für die nicht-magische Gesellschaft spielbar ist, fragen sich einige Uneingeweihte: “Wie zur Hölle funktioniert das?” Das lässt sich gleichermaßen einfach und kompliziert erklären. Wie in der Buchvorlage gibt es sehr leicht verständliche Grundregeln, dazu kommen aber jede Menge Detailbestimmungen, die wir im offiziellen Regelwerk (über 200 Seiten stark!) finden. Wir liefern einen kleinen Überblick.

Das Spielfeld

In der Echtwelt-Quidditch-Variante sind wir logischerweise stärker auf den Boden angewiesen als die Spieler in der Buch- und Filmvorlage. Das Spielfeld misst etwa 22 mal 33 Meter, meistens werden dafür Fußballfelder zweckentfremdet. Ein Fußballfeld kann man so aufteilen, dass zwei (oder mehr) Spiele parallel laufen können – genau das wurde unter anderem bei der ersten Deutschen Meisterschaft 2016 in Darmstadt gemacht. Die Torstangen werden zu beiden Seiten des Feldes aufgestellt, wobei die drei Torringe auf einer Höhe von 0,91 bis 1,83 Meter angebracht sind. Noch eine Sache, wo wir beim Spielfeld sind: Quidditch ist ein echter Outdoor-Sport! Egal bei welchem Wetter, Quidditch fällt nie aus und wird niemals, niemals, niemals in eine Halle verlegt! Klar, auf einem nassen, verregneten, halb gefrorenen Rasen kann man sich schon mal ordentlich auf die Fresse legen. Aber was wäre Quidditch ohne ein paar Knochenbrüche?

Die Besen

Theoretisch kann man richtige Besen benutzen – was viele Spieler beim Training auch gern machen –, aber meistens setzen die Mannschaften auf leichte wie günstige PVC-Rohre aus dem Baumarkt. Echte Besen sorgen zwar für das bessere Quidditch-Feeling, sie erhöhen aber auch das Verletzungsrisiko. Wer dennoch Interesse an vernünftigen Besen hat: Es gibt Hersteller, die extra für Quidditch angepasste Varianten produzieren. Diese sind leichter und kürzer als offizielle Besen wie der Feuerblitz und sehen deutlich schicker aus als ein graues PVC-Rohr. Allerdings stammen die Produzenten allesamt aus den USA, ergo sind die Besen als Importartikel etwas teurer.

Aber kommen wir zum eigentlichen Spiel: Die größte Schwierigkeit besteht darin, den Besen (beziehungsweise das Rohr) die gesamte Zeit über zwischen den Beinen zu halten. Meistens spielt man einhändig, damit man noch eine Hand zum Fangen und Werfen frei hat. Im Idealfall hat man natürlich beide Hände frei, allerdings ist es extrem anspruchsvoll, den Besen ausschließlich mit den Oberschenkeln zu halten. Profis schaffen das durchaus, Normalsterblichen dürfte das Laufen mit dieser Taktik ohne Übung aber ziemlich schwer fallen. Sollte der Besen zu Boden fallen, gilt auch der Spieler als gefallen beziehungsweise abgestiegen. Das heißt, er ist so lange aus dem Spiel, bis er wieder zurück zu seinen eigenen Torringen gerannt ist und sich damit “freigelaufen” hat.

Die Spieler und Bälle

Zunächst sei erklärt, dass im Quidditch stets die englischen Begriffe für die Bälle, die Spieler und Befehle benutzt werden. Die Positionen und Bälle sind direkt aus der Vorlage übernommen, auch wenn es zur realen Version ein paar Abweichungen gibt. Damit man die Position des jeweiligen Spielers erkennt, trägt er ein farbiges Stirnband.

Die drei Chaser (Jäger) tragen weiße Stirnbänder und versuchen, den Quaffle (Quaffel) durch die gegnerischen Torringe zu befördern. Dabei ist es egal, ob sie von vorn oder hinten treffen, pro Tor gibt es 10 Punkte. Als Quaffle dient ein Volleyball, der nicht ganz aufgepumpt ist, damit man ihn besser greifen kann. Den Keeper (Hüter) erkennt man am grünen Stirnband und er versucht natürlich, die Torangriffe abzuwehren. Die Beater (Treiber) tragen Schwarz und werfen die gegnerischen Spieler mit den Bludgern (Klatschern) ab. Auf die berühmten Schläger müssen sie allerdings verzichten, weil das auf dem Feld schnell zu Verletzungen führen könnte. Wer abgeworfen wurde, gilt als ausgeknockt und muss sich bei seinen Torstangen freilaufen. Im Gegensatz zur Vorlage wird mit drei statt nur zwei Bludgern gespielt, damit kein Team beide Bludger für sich behalten und damit ein “Monopol” aufbauen kann. Der Seeker (Sucher) trägt passend zum Snitch (Schnatz) ein gelbes Stirnband und muss den Snitch fangen. Damit das Spiel nicht zu schnell endet, betritt der Seeker erst ab der 18. Minute das Spielfeld.

Der Snitch wird nach der 17. Minute freigelassen. Was diesen wichtigen Ball betrifft, ist die Erklärung etwas knifflig: Wir haben ja leider keine kleine, goldene Kugel mit Flügeln. Stattdessen ist der Snitch ein Tennisball, der sich in einer gelben Socke befindet. Die Socke wiederum wird dem Snitch Runner hinten so in die Hose gestopft, dass das Ende mit dem Ball noch rausschaut. Wer aber ist der Snitch Runner überhaupt? Es handelt sich um einen neutralen Spieler, der meist komplett in Gelb gekleidet ist. Neben seiner Aufgabe, den Snitch vor den Seekern zu schützen, trägt er auch zur Unterhaltung der Zuschauer bei. Da kann es schon mal dazu kommen, dass er mit einem schwarzwälder Bommelhut oder einer Flöte übers Spielfeld flitzt. Der Snitch hat auch allerlei Freiheiten und kann beispielsweise anderen Spielern den Besen entreißen, die dann erstmal spielunfähig sind. Früher durfte der Snitch Runner sogar das Spielfeld verlassen und sich frei durch die Weltgeschichte bewegen. Da das allerdings eeetwas schwierig wurde, hat man die Regelung abgeschafft – schade!

Ansonsten gilt: Ist der Snitch gefangen – also hat man dem Snitch Runner die Socke abgenommen – ist das Spiel vorbei! Die 150 Punkte aus der Buchvorlage wären für ein Quidditch-Spiel in der echten Welt aber ziemlich heftig, deshalb bringt der Snitch Catch hier “nur” 30 Punkte. Das Problem an der Sache ist, dass das Spiel eben erst durch den Catch beendet wird. Damit sich die Spiele nicht ewig in die Länge ziehen, wird der Snitch Runner immer weiter eingeschränkt, was seine Bewegungsfreiheit auf dem Platz und seine Abwehrmöglichkeiten betrifft. Da der Snitch Runner ein neutraler Spieler ist und damit eine dritte Partei darstellt, legen sich viele Zuschauer gar nicht erst als Fans eines der Teams fest, sondern feuern den Snitch (Runner) an! Team Snitch! Team Snitch! Team Snitch!

Fouls und Strafen

Laut den Harry Potter-Büchern gibt es über 700 Möglichkeiten, ein Foul zu begehen. Nun, so viele sind es im realen Quidditch (noch) nicht, aber das Regelwerk führt auf seinen über 200 Seiten einiges an, was auf dem Feld nicht in Ordnung geht. Dabei gibt es wie bei anderen Sportarten um allgemeine Vergehen wie unsportliches oder aggressives Verhalten der Spieler. Andere Fouls wären zum Beispiel der Eingriff von außen in das Spielgeschehen, das Ballspiel während man ausgeknockt ist, das absichtliche Umstoßen der Torringe, das Bunkern von Bällen und so weiter. Als Strafe blüht einem, zu seinen Torstangen zurückgepfiffen zu werden oder gar eine Karte! Mit der blauen Karte ist man zunächst für eine Minute aus dem Spiel, mit der gelben Karte ebenso (sie ist nur die zweite Stufe) – doch wer eine zweite gelbe Karte gezeigt bekommt, erhält die rote Karte und darf nicht mehr an der Partie teilnehmen. Hier liegt der Schaden direkt beim Team, weil es in dem Fall zwei Minuten einen Spieler weniger hat, bis ein Ersatz aufs Feld geschickt wird. Bei mehrfachen schwerwiegenden Vergehen droht sogar der Ausschluss aus der Mannschaft.

Wie es weitergeht

Die Entwicklung von Muggel-Quidditch (wie es offiziell genannt wird) schreitet rasend schnell voran! Immer mehr Teams entstehen, immer mehr Länder treten der International Quidditch Association bei, immer mehr Meisterschaften mit immer mehr Teilnehmern werden ausgetragen, und und und! Mittlerweile hat sich Quidditch schon so stark als Sport etabliert, dass an etlichen Universitäten neue Mannschaften gegründet werden. Außerdem werden Spieler angelockt, die sich selbst nie als Potterhead bezeichnen würden; sie sind nur des Sports wegen an Quidditch interessiert. Und genau hier entsteht ein kleines Problem: Einige Sportler würden die Verbindung zu den Harry Potter-Büchern am liebsten komplett kappen, um Quidditch ernster zu gestalten und von den “Kinderbüchern” loszulösen. Wir denken allerdings: Quidditch ist aus den Romanen von J.K. Rowling heraus entstanden und stark daran angelegt. Und wir sehen nicht ein, warum eine Verbindung zum Jungen, der überlebte, dem Aufstieg dieses genialen Sports im Weg stehen sollte.

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