Tim | 10 août 2015
Fünf mögliche Szenarios für Jurassic World 2
Für den Beitrag bedanken wir uns ganz herzlich bei Tim Feldmann, der ungefragt einfach so diese schönen Szenarios niedergeschrieben und uns geschickt hat!
Bei jedem Jurassic Park-Film läuft es am Ende darauf hinaus, dass geklonte Killer-Dinosaurier Menschen hetzen, jagen und fressen. Doch nach Jurassic World wird wohl kaum jemand bestreiten, dass eine Rahmenhandlung, die auch ohne Saurier halbwegs interessant ist, von Vorteil ist. Wie aber wollen die Macher mit Jurassic World 2 weitermachen? Auf den ersten Blick scheint nach vier Filmen so ziemlich jedes gute Ausgangsszenario abgegrast, doch das ein oder andere Hintertürchen bleibt noch. Werfen wir also einen Blick auf die fünf wahrscheinlichsten Szenarien für den Nachfolger.
Szenario 1: Biosyn
Wer oder was ist ein Biosyn? Erinnert ihr euch noch daran, wie im ersten Film alles Übel seinen Anfang nahm? „Dodgson! Wir haben einen Dodgson hier! Keine Sau interessiert sich dafür!“ Dieser Lewis Dodgson war der stellvertretende Leiter von Biosyn, einer Konkurrenzfirma von InGen. In den Romanen von Michael Crichton ist Dodgson der Hauptantagonist, im Film hat er aber nur einen kurzen Auftritt und erfüllt eher die Funktion eines MacGuffin. Dass The Lost World so drastisch vom Roman abgewichen ist, könnte sich für kommende Filme noch als Vorteil erweisen. Regisseur Colin Trevorrow wies bereits darauf hin, dass Dr. Henry Wus Aussage, InGen werde nicht ewig die einzige Firma bleiben, die Dinosaurier klonen könne, einen möglichen Weg für Teil 5 ebnen könnte. In einem späteren Interview fügte er hinzu: „Was wäre, wenn die gesamte Technik OpenSource wäre?“
Als Dodgson im ersten Jurassic Park auf Dennis Nedry trifft, meint dieser, Dodgsons Firma (Biosyn) mache durch Nedrys Diebstahl von Dinosaurier-Embryonen zehn Jahre Forschung wett. Das war vor 22 Jahren. Wenn Biosyn tatsächlich auf dem Gebiet der künstlichen Reproduktion von ausgestorbenen Dinosauriern weiter geforscht hat, müssten sie mittlerweile Ergebnisse erzielt haben. Überhaupt würde eine Wiederbelebung von Biosyn eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich bringen: So könnte man viele „Fehler“ der früheren Filme ausbügeln und beispielsweise ein realistischeres Klonverfahren ins Spiel bringen. Extraktion der DNS aus Fossilien und Komplementierung mit der DNS von Reptilien und heute lebender Dinosaurierarten, also von Vögeln. Infolgedessen würden auch die Dinosaurier aus dem Labor ihren prähistorischen Gegenstücken mehr ähneln: Kurzum, man könnte das leidige Problem mit den Federn ohne Kontinuitätsfehler aus der Welt schaffen.
Mit dieser Ausgangssituation kämen die Dinosaurier jetzt von einer Firma mit einer weit weniger noblen Firmenphilosophie als InGen. Dodgson ist kein John Hammond, er ist ein eiskalter Geschäftsmann der übelsten Sorte. Was wiederum dem Film gut tun würde, denn wenn wir eines aus The Lost World und Jurassic Park III gelernt haben, dann dass wir für einen guten Jurassic Park-Film zwei Schurken brauchen: Einen menschlichen und einen mit langen Krallen und spitzen Zähnen. Der erste Film hatte Nedry und „The Big One“, der zweite Peter Ludlow (nimmt in etwa Dodgons Rolle aus dem Roman ein, leitet allerdings InGen), aber keinen Dinosaurier, der als klarer Antagonist fungierte. Bei Teil 3 dann das gegenteilige Problem: Spinosaurus als Dinosaurier-Antagonist, aber keinen Menschen, der wirkliche Antipathien wecken konnte. Jurassic World hatte dann endlich wieder beides: Vic Hoskins und den Indominus Rex.
Dodgson ist in der Filmkontinuität – anders als in den Romanen – noch quicklebendig. Außerdem ist Darsteller Cameron Thor derzeit nicht gerade groß im Geschäft, zu einer Rückkehr ließe er sich mit Sicherheit bewegen. Damit könnte man den fünften Film zumindest durch einen Charakter an das erste Abenteuer binden und damit ein altes Problem der Jurassic Park-Filme ausmerzen: Nämlich dass nicht ein Charakter in mehr als zwei Filmen dabei ist. Zwar wurden die Darsteller aus Jurassic World schon für die Fortsetzung verpflichtet, aber noch niemand aus den ersten drei Filmen. An dieser Stelle noch ein weiteres Argument für das Szenario mit Biosyn: Damit könnte man endlich die Inseln Isla Nublar und Isla Sorna verlassen. Und wenn wir schon dabei sind, warum nicht die Handlung direkt in die Biosyn-Laboratorien verlegen und damit die klaustrophobische Stimmung der Küchen-Szene aus Jurassic Park zurückbringen? Mal ganz abgesehen von dem Vorteil, dass wir ganz neue Arten von Dinosaurier zu Gesicht bekommen könnten, ohne Kontinuitätsfehler fürchten zu müssen.
Szenario 2: Militär
Hoskins versucht Grady in Jurassic World eindringlich dazu zu überreden, die Velociraptoren (ähnlich wie während des Kalten Kriegs Wale, Robben, Haie und Vögel beim US Navy Marine Mammal Program) zu militärischen Zwecken einzusetzen. Nun ist die US-Armee nicht gerade dafür bekannt, höflich zu bitten, wenn sie etwas haben will. Vielmehr schützt sie den Freien Markt nur so lange, bis sie selbst Bedarf für die jeweiligen Produkte, Rohstoffe oder Patente haben. Es spricht also nichts dagegen, dass das US-Militär die Herausgabe der von InGen erschaffenen Produkte einfordern würde.
- Prähistorische Killermaschinen in den Händen eines exzentrischen Multimilliardärs?
Blöde Idee - Prähistorische Killermaschinen in den Händen eines profitorientierten Konzerns?
Ganz blöde Idee - Prähistorische Killermaschinen in den Händen des US-Militärs?
Dümmste Idee aller Zeiten
Wobei ich nicht verhehlen möchte, dass ich eine gewisse Genugtuung empfinden würde, wenn die ersten verantwortlichen Offiziere als Theropodenfutter enden. Dieses Szenario ist ähnlich heikel wie die Idee des Dinosaurier-Hybriden in Jurassic World. Es kommt stark auf die Ausführung an, ob der Film grandios oder katastrophal wird, beides ist möglich. Hollywood schlägt bekanntlich gerne mal über die Stränge und die Vorstellung eines Velociraptors mit Maschinengewehr verursacht zumindest bei mir arge Bauchschmerzen. Und denkt nicht, so einen Quatsch brächten die nicht fertig. Erinnert euch mal an die Pläne, die es zwischenzeitlich für Jurassic Park IV gab: Dressierte Dinos als Haustiere und Dino-Mensch-Hybriden waren da nur die Spitze des Eisbergs. Außerdem wissen wir spätestens seit Legion, dass Hollywood bereit ist allem – selbst Erzengeln – Maschinengewehre zu verpassen.
Andererseits wäre es ebenso gut vorstellbar, dass man hier einen der größten Pluspunkte von Jurassic World weiterspinnt: Dinosaurier werden nicht als Filmmonster sondern als Tiere charakterisiert. Am Ende des Films waren die Raptoren Blue und Rexy (so heißt der Tyrannosaurus wirklich!) doch echte Sympathieträger! Vielleicht ist es an der Zeit, die Theropoden endgültig aus der Schiene der bösen Fressmaschinen herauszubewegen und sie wie andere Raubtiere zu behandeln. Vielleicht ist das auch die letzte mögliche Steigerung: Am Ende des ersten Films rettet Rexy die Menschen vor den Raptoren; am Ende des zweiten Films retten die Menschen den männlichen T-rex vor anderen Menschen; am Ende vom dritten Film retten Menschen andere Menschen vor Dinosauriern und am Ende vom vierten Film retten Raptoren und T-rex die Menschen gemeinsam vor einem verunglückten Genexperiment mit soziopathischen Zügen. Warum sollte Teil fünf dann nicht damit enden, dass Dinosaurier Menschen vor anderen Menschen retten? Das hatten wir schließlich noch nicht.
Szenario 3: Das Anwalts-Drama
Ich möchte echt nicht in der Haut eines InGen-Anwalts stecken. Nicht nur, weil sie die Angewohnheit haben, auf dem stillen Örtchen gefressen zu werden, sondern auch wegen der unausweichlichen Welle an Zivilrechtsklagen. In Jurassic World wurde schließlich kein einzelner Arbeiter gefressen und auch keine verwöhnte Göre von Compies angeknabbert. Nein, der komplette Park verwandelte sich von jetzt auf gleich in ein All-you-can-eat-Flugsaurier-Buffet. Dabei könnte Claire sich sogar auf der Anklagebank wiederfinden, weil sie als Hauptverantwortliche für den Park belangt werden kann. Die anderen Verantwortlichen wurden zu ihrem Pech gefressen.
Dass so ein Rechtsstreit auch die ein oder andere Untersuchung mit sich zieht, dürfte klar sein. Das eröffnet im Grunde gleich zwei mögliche Szenarien für einen Jurassic Park-Streifen mit gänzlich neuer Ausrichtung. Erfolgt eine Beweissicherung vor Ort und ein Team kehrt zur Insel zurück, um diese vorzunehmen, wären die Dinosaurier zwar eine permanente Gefahrenquelle im Hintergrund, der Plot könnte sich aber auf den Rechtsstreit selbst konzentrieren. Die große Frage des Films: Wer ist wirklich für das Desaster verantwortlich? Damit lässt sich mindestens genauso gut ein Spannungsbogen aufbauen wie mit der typischen Flucht von der Insel.
Alternativ könnte die Sichtung von Beweismaterial durch am Prozess beteiligte oder übergeordnete Entscheidungsträger das Tor für Jurassic Park im Stil von Blair Witch Project und Cloverfield öffnen. Während Steven Spielberg noch äußerst erfinderisch sein musste, um die Szene mit der Gallimimus-Herde im ersten Film mit einer Handkamera zu drehen, ist es heute kein Problem mehr, CGI-Effekte in völlig verwackeltes Material einzusetzen. Bei den vielen Besuchern und Sicherheitskameras dürfte während des Vorfalls in Jurassic World einiges zusammengekommen sein, was Schrecken zeigt, die parallel zur Handlung des vierten Films abliefen. So ein Jurassic Park-Film aus der Ego-Perspektive hätte doch was, oder?
Szenario 4: Die Seuche
Die einzige der verworfenen Ideen für Jurassic Park IV, die nicht nach schlechtem Aprilscherz klang, war Jurassic Park: Extinction. Obgleich nie nach außen drang, wie das Drehbuch tatsächlich aussah, gab es immer wieder Gerüchte dieser Art: Die Dinosaurier sorgen für eine große Seuche, die die Menschheit bedroht. Alternativ könnte es auch eine Seuche geben, die nur die Dinos verschont. Spielt eigentlich keine Rolle.
Schon im ersten Film gab es diesen Triceratops, der auf unerklärliche Weise erkrankte. Obwohl Dr. Ellie Sattler und Dr. Gerry Harding Mutmaßungen über den Grund der Erkrankung anstellten und sogar eine ausgiebige Stuhlprobe nahmen, wurde die Problematik des ungewohnten Ökosystems nie wieder thematisiert. Wir haben es hier mit Tieren zu tun, die mit der heutigen Flora und Fauna, die ihnen zumindest teilweise zur Nahrung gereicht, so wenig vertraut sind wie mit modernen Krankheitserregern. Ich gehe davon aus, dass die Drehbuchautoren kein Problem damit haben, dass geklonte Dinosaurier eigentlich keine Mesozoikum-Viren in den Quartär einschleppen können. Es ist ein für Hollywood denkbares Szenario und wenn wir über ungefiederte, zwei Meter große Velociraptoren, die aus einem Bernstein und Fröschen geklont (!) wurden, hinwegsehen konnten, dann auch darüber, dass sich in Dino-DNS keine Krankheitserreger halten, die auf Lebewesen unserer Zeit übergehen und für diese viel bedrohlicher sein könnten als für die Dinosaurier.
Kurzum, es gibt drei Möglichkeiten: Die Dinos erkranken an einem Erreger der Gegenwart, der zu mutieren droht; irgendein Dino-Virus infiziert andere Lebewesen und die Dinos haben als einzige funktionierende Antikörper; oder eine Seuche rafft im Stil der alten Planet der Affen-Filme alles außer Mensch und Dino hin und diese strunzdoofen, degenerierten Viecher (die Primaten, nicht die Saurier) haben die glorreiche Idee, ihre Fiffis und Muschis ebenso wie die Nutztiere (Zitat Alan Grant: „Stell dir einfach vor, sie wär ’ne große Kuh.“) durch Saurier zu ersetzen. Dass ich letzteres Szenario für ziemlich albern halte, muss ich wohl nicht extra dazu sagen, hab es aber hiermit trotzdem getan.
Szenario 5: Die Unbelehrbaren
Gern würde ich behaupten, dass Universal nach dem missglückten Freizeitpark auf einer Insel aus Jurassic World wohl kaum auf die Idee kommen wird, einen Freizeitpark in einer großen Metropole zu realisieren. Aber sind wir ehrlich: In einer Welt, wo es Filme über den PEZ-Spender gibt, ist keine Idee bescheuert genug, um nicht als Film umgesetzt zu werden. Zumindest hätte das ganze Struktur und wir wüssten, dass in Teil 6 dann Dino-Safaris auf Isla Sorna die nächste große Schnapsidee werden.
Nur eine Sache gefällt mir an der Idee: Die Vorstellung, dass durchgedrehte Dinosaurier die San Diego Comic-Con aufmischen! Wenn die ersten Raptoren anfangen, Steven Moffat anzuknabbern und Joss Whedon vor einem T-rex flieht … wäre zumindest lustig! Zugleich wären wir dann aber wohl nicht mehr allzu weit davon entfernt, dass die Saurier in einem Wirbelsturm aufs Festland übersetzen oder sich ein Floß bauen. Unbestreitbar bleibt aber wohl, dass man die Tiere auf lange Sicht von den Inseln Nublar und Sorna runter und ans Festland bekommen muss, wenn man noch weitere Filme in Planung hat. Das Insel-Szenario ist Wohl oder Übel durch.